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Jahresbericht der Pilzkontrollstelle Küsnacht 2018

Der 2018 wegen Bauarbeiten der ARA Küsnacht/Erlenbach bedingte Wechsel des Pilzkontrolllokals ins Gemeindehaus der ehemaligen Räumlichkeiten der Gemeindepolizei neben dem EW-Laden, Obere Dorfstrasse 32, 8700 Küsnacht, ging ohne nennenswerte Vorkommnisse über die Bühne. Das Lokal eignet sich gut für die Pilzkontrolle und auch der Standort wurde von den Sammlerinnen und Sammlern begrüsst. Die Verantwortlichen haben mit der neuen Lokalität und dem Standort eine geeignete Lösung für alle gefunden.
Die Öffnungszeiten 2018 blieben wie in den letzten Jahren gleich und bewährten sich. Nach den Sommerferien bis Mitte November war das Kontrolllokal an folgenden Tagen offiziell geöffnet: Dienstag und Donnerstag von 18.30 bis 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 18 bis 19 Uhr. Der Turnus der Kontrollpräsenzen wurde wieder von den Pilzkontrolleuren vor Saisonbeginn festgelegt.

Rücktritt und Nachfolge

Attila Lang, bewährter und bei Sammlern beliebter Pilzkontrolleur, tritt nach 13 Jahren aus privaten Gründen auf Ende 2018 zurück. Im Artikel «Pilzkontrolle: Stabwechsel in Küsnacht» am
15. November 2018 im «Küsnachter», wurde er bereits für seine engagierte Arbeit im Dienst des Gesundheitsschutzes gewürdigt. Während seiner langjährigen Tätigkeit entging seinem geschulten Auge nie ein giftiger Pilz. Und war er sich für einmal nicht sicher, um welche Pilzart es sich handelte, so lautete sein Motto: «Im Zweifelsfall nie!» Auch seine Kollegen Jonas Brännhage und Hans-Peter Neukom möchten Attila an dieser Stelle nochmals für seinen gewissenhaften Einsatz und die angenehme Zusammenarbeit herzlich danken.
Bereits ist auch seine Nachfolge mit der Küsnachterin Anna Biro auf bestem Wege. Sie hat 2017 die Vapko-Prüfung für Pilzkontrolleure bestanden und stellte ihr Fachwissen schon 2018 dem Pilzkontrolleurenpool der Stadt Zürich als ausgewiesene Fachkraft zur Verfügung. Sie ist nächstes Jahr gerne bereit, die anspruchsvolle Tätigkeit als Nachfolgerin von Attila Lang zu übernehmen.

Ein ausgiebiges Steinpilz-Jahr

Schon seit Jahren beobachten viele Pilzkundler (Mykologen), dass die Pilzsaison früher beginnt und später endet. Dies haben die Pilzkontrolleure auch dieses Jahr im Mai und Juni festgestellt. Frühzeitig konnten in den Wäldern am Hausberg Pfannenstiel beliebte Speisepilze wie Sommer-Steinpilze, Flockenstielige Hexen-Röhrlinge, Frauen-Täublinge, Perlpilze, Fransige Wulstlinge oder mit etwas Glück sogar Eierschwämme gesammelt werden. Das hatte auch Folgen für die Kontrolleure: Im neuen Kontrolllokal haben viele Pilzler ihr Sammelgut auch ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung prüfen lassen.
Der August war dann für die Früchte des Waldes viel zu heiss und zu trocken. Vor allem im Flachland zeigten höchstens ein paar wenige Holzpilze ihre Fruchtkörper. Dann, nach einigen Niederschlägen im September, ging es los: In vielen Regionen der Schweiz schossen die Pilze in Hülle und Fülle aus dem Boden. Insbesondere Röhrlinge wuchsen dieses Jahr auch am Pfannenstiel gehäuft. Es war ein tolles Steinpilz-Jahr. Aber auch wärmeliebende, seltene Röhrlinge wie der Silber-Röhrling (Boletus fechtneri), der Blauende Königs-Röhrling (B. pseudoregius) oder der Anhängsel-Röhrling (B. appendiculatus) wurden von Sammlern öfter als in den letzten Jahren zur Kontrolle vorgelegt. Auch die bei Pilzgourmets beliebten Maronen-Röhrlinge und Flockenstielige Hexen-Röhrlinge wuchsen in den Regionen in grossen Mengen. Was den Pilzexperten diese Saison weiter auffiel, war das manchenorts massenhafte Vorkommen an essbaren Wiesen-Champignons, ähnlich wie im legendären Hitzesommer 2003. Und in den Regionen an der Goldküste konnten zudem öfter als in den letzten Jahren Parasol- und Safran-Riesenschirmlinge gesammelt werden. Offensichtlich behagen einigen wenigen Pilzarten die extremen Bedingungen eines solch heissen und niederschlagsarmen Sommers besonders.
Warum aber die bei vielen Pilzgourmets beliebten Herbst-Trompeten und Durchbohrte Leistlinge am Pfannenstiel fast ausblieben, ist auch für Experten ein Rätsel. Pilze sind launische Individuen und bergen noch viele Geheimnisse.

Über 10 Kilo Giftpilze aussortiert

Während der Pilzschwemme kamen jeweils an einem Kontrollabend nicht selten bis zu 20 Sammlerinnen und Sammler zur Pilzkontrolle. Damit aber alle Pilzler ihr Sammelgut prüfen lassen konnten, wurden die Öffnungszeiten an diesen Abenden jeweils auf zwei Stunden verlängert.
Auch unter den essbaren Röhrlingen gibt es gefährlich giftige Doppelgänger, die vor allem von Anfängern immer wieder verwechselt werden. So etwa der giftige Satans-Röhrling mit dem Flockenstieligen Hexen-Röhrling oder der giftige Wurzelnde Bitter-Röhrling mit dem Steinpilz. Diese beiden Giftpilze sind 2018 vermehrt am Pfannenstiel vorgekommen und können zwei Stunden nach der Mahlzeit zu erheblichen Symptomen wie Bauchkrämpfen, starken Durchfällen und Erbrechen führen. Aber auch andere gefährliche Giftpilze wie der Pantherpilz, Tiger-Ritterling, Spitzschuppige Stachel-Schirmling, Riesenrötling, Fliegenpilz, Kahle Krempling, Grünblättrige Schwefelkopf, verschiedene Risspilze und weisse Trichterlinge wurden von den Kontrolleuren aus dem Sammelgut aussortiert. Darunter war sogar ein rund 50 Gramm schweres Exemplar eines tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilzes. In 289 Kontrollen wurden von den Fachexperten 239.5 Kilo Pilze kontrolliert. Dabei wurden 40.9 Kilo ungeniessbare und 10.8 Kilo giftige Pilze aussortiert – ein eindrücklicher Beweis für die Wichtigkeit der Pilzkontrolle.
Nachdem im November das Pilzwachstum erheblich nachgelassen hatte, ist eine aussergewöhnliche, spannende Pilzsaison zu Ende gegangen. Daher schlossen die Kontrolleure die Tür zum Pilzlokal offiziell am 15. November. Doch noch am 3. Dezember liess eine Küsnachter Sammlerin wild gewachsene Austern-Seitlinge – ein typischer Speisepilz der kalten Jahreszeit – nach Vereinbarung kontrollieren.

Bauchschmerzen und Durchfall

Am 16. September 2018 erhielt H.-P. Neukom einen Telefonanruf einer besorgten Person aus Erlenbach. Eine Mutter und ihre Tochter hatten selbstgesammelte, nicht kontrollierte Pilze verzehrt. Rund zwei Stunden nach der Pilzmahlzeit zeigten sich bei beiden Bauchkrämpfe und Durchfall. Die Person am Telefon wollte nun wissen, was zu tun sei. Sie habe auch ein Foto von allen gerüsteten, noch nicht gekochten Pilzen. Der Anrufer versicherte, dass nur diese Pilze auf dem Foto gegessen wurden. Anhand des guten Fotos konnten ausschliesslich Speisepilze bestimmt werden. Dabei handelte es sich um Schopf-Tintlinge, Reizker, Maronen-Röhrlinge, Gold-Röhrlinge, Körnchen-Röhrlinge und Habichtspilze. Ein Giftpilz konnte auf dem Foto sicher ausgeschlossen werden. Aber auch essbare Pilze, etwa der Körnchen-Röhrling, können selbst nach korrekter Zubereitung bei empfindlichen Personen zu individuellen Unverträglichkeiten wie den oben beschriebenen Symptomen führen. Bei der Pilzkontrolle machen die Fachexperten die Sammler jeweils auf solche Eigenschaften gewisser Speisepilzarten aufmerksam. Als einziger Übeltäter in der Pilzmahlzeit kam so mit grosser Wahrscheinlichkeit nur der Körnchen-Röhrling in Frage. Als erste Hilfemassnahme wurde Fertig-Kohlesuspension, im Fachhandel unter «Carbovit» erhältlich, verordnet und empfohlen, so rasch wie möglich einen Arzt aufzusuchen.
Nachdem im November das Pilzwachstum erheblich nachgelassen hatte, ist eine aussergewöhnliche, spannende Pilzsaison zu Ende gegangen. Daher schlossen die Kontrolleure die Tür zum Pilzlokal offiziell am 15. November. Doch noch am 3. Dezember liess eine Küsnachter Sammlerin wild gewachsene Austern-Seitlinge – ein typischer Speisepilz der kalten Jahreszeit – nach Vereinbarung kontrollieren.

Weitere Informationen zur Thematik finden Sie unter www.kuesnacht.ch

Küsnacht, 10. Dezember 2018
Die Pilzkontrolleure Hans-Peter Neukom, Jonas Brännhage, Attila Lang
Die Abteilung Sicherheit
Pilzkontrollstelle