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Dorfpost-Leitartikel von Gemeinderat Walter Matti: "Digitales Infrastrukturmanagement in Küsnacht" Intelligent und kostenoptimiert bewirtschaften

Digitale Erfassung

Die Gemeinde Küsnacht weist ein Strassennetz von rund 90 Kilometern auf. Der Wiederbeschaffungswert der Infrastruktur – Strassenoberbau, Werkleitungen, Kanalisation, Brücken, Uferverbauungen usw. – liegt bei über einer halben Milliarde Franken. Pro Jahr investiert die Gemeinde Küsnacht zusammen mit der Werke am Zürichsee AG rund 20 Millionen Franken, um den Wertverlust zu kompensieren.

Die beiden Parteien setzten sich gemeinsam das Ziel, den Zustand der Infrastruktur vertieft digital aufzuarbeiten. Unsere Ausgangsfrage war, auf welcher Grundlage wir das Portfolio von über 500 Millionen Franken verwalten wollen, da bei vielen Objekten der Infrastruktur detaillierte Informationen über den realisierten Tief- und Strassenbau fehlten. Eine mögliche Lösung liegt in der Digitalisierung. Sie eröffnet ganz neue Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens und bietet eine ausgezeichnete Grundlage für ein genaues und effektives Erhaltungsmanagement der Infrastruktur. Dank genauen Daten lässt sich jedes Bauobjekt in einem ‹digitalen Zwilling› abbilden – also eins zu eins, in 3-D, genauso, wie es draussen gebaut wird. So erfasst man zum Beispiel während der Bauarbeiten die genaue Beschaffenheit und Lage des Asphaltbelags oder der Leitungen.

Dadurch weiss man sehr genau, in welcher Lage und in welchen Dimensionen das Bauwerk erstellt wurde. Daneben wird aber auch die Geologie – also Bodenbeschaffenheit, Felsverlauf, Grundwasserstand usw. – erfasst, was bisher praktisch nie gemacht wurde. Alle diese Daten sind in einem 3-D-Modell, eben dem digitalen Zwilling, hinterlegt. Zusätzlich werden das verbaute Material sowie Zusatzinformationen zum Bauwerk zugeordnet und «attribuiert»: Wann kam der Kiessand in den Graben, von wem wurde er geliefert usw.? Bei welcher Temperatur wurde der Asphaltbelag eingebaut, von wem? Kurz: Man bestimmt so die DNA jedes einzelnen Bauelementes.

Nutzen für die Gemeinde

Das hat viel mit Ressourcen- und Kostenmanagement zu tun und zahlt sich für die Bauherrschaft aus. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Den Kiessand im Rahmen einer Strassensanierung auszubaggern, zu deponieren und anschliessend zu ersetzen, kostet heutzutage immens viel. Wenn wir in 30 Jahren bei der Erneuerung wissen, dass es sich um qualitativ guten Kiessand handelt und wo er liegt etc., kann viel Geld gespart werden. Heute wird Aushubmaterial grösstenteils einfach entsorgt und durch neues Material, eventuell Recyclingmaterial, ersetzt, was in ökologischer und ökonomischer Hinsicht sicherlich noch Verbesserungspotenzial hat. Bei der Ausschreibung von Bauarbeiten sind solche Daten wertvoll – falls ein digitaler Datensatz des zu sanierenden Strassenabschnitts vorhanden ist.

Vergleichbar mit dem Aufbau von GIS

Seit einigen Jahren sorgt das Building Information Modeling (BIM) im Hochbau für Furore. Nun hält die Digitalisierung also auch im Tief- und Strassenbau in Küsnacht Einzug. Bei öffentlichen Infrastrukturbauten plant die Gemeinde die Lebenszykluskosten über einen Zeithorizont von 30 bis 80 Jahren, je nach Bauwerk. Der direkte Nutzen für die Gemeinde Küsnacht bei der Digitalisierung des Infrastrukturbereichs hat drei zentrale Komponenten:

1. Aufbau einer Wissens- und Projektdatenbank zum Erhaltungsmanagement;

2. Schaffung präziser Grundlagen für die Projektplanung der Zukunft;

3. Bessere Qualität in der Planung und Ausführung eines Projektes.

Die digitale Baustelle beim Tief- und Strassenbau ist vergleichbar mit dem Aufbau des Geografischen Informationssystems (GIS) vor 30 Jahren. Heute sind wir sehr froh, können wir auf die vorhandenen GIS-Daten zurückgreifen.

Das ideale Schaustück – die Eigenheimstrasse in Küsnacht

Die Digitalisierung ist für Gemeinden eine grosse Chance, da sie pragmatisch und zielgerichtet handeln können. Das laufende, innovative Pilotprojekt in Küsnacht, die Sanierung der Eigenheimstrasse wird von anderen Gemeinden mit regem Interesse verfolgt. Dieses Projekt im Umfang von 4,3 Millionen Franken ist herausfordernd. Weil in dem Abschnitt jedoch sämtliche Kanalisations- und Werkleitungen vorkommen, ist es das ideale Schaustück für den digitalen Tief- und Strassenbau. Entsprechend gross ist der Erfahrungsnutzen. Die erworbenen Erkenntnisse werden direkt in neue Projekte der Gemeinde einfliessen, unter anderem in das Bauprojekt Alte Forchstrasse.

Nutzen und Ziel des Erhaltungsmanagements

Das Erhaltungsmanagement generiert keine erhöhten finanziellen Ressourcen. Durch die konkrete Einführung und Anwendung eines digitalen Erhaltungsmanagements kann einerseits die Notwendigkeit von Erhaltungsmassahmen transparenter kommuniziert und es können Entscheide inklusive deren Auswirkungen besser dargelegt werden. Andererseits können intern mögliche Spar- und Optimierungspotenziale im Werterhalt entfaltet werden.

An dieser Stelle setzt das Erhaltungsmanagement der Gemeinde Küsnacht an. Ziel ist es, eine systematische, methodenbasierte Herangehensweise an die Erhaltung von Netzinfrastrukturen zu etablieren. Das digitale Erhaltungsmanagement wird dabei als Führungsinstrument verstanden. Es soll eine fundierte und transparente Grundlage liefern, wie sich die zum heutigen Zeitpunkt getroffenen Entscheidungen in Zukunft auswirken. Vor diesem Hintergrund können die begrenzten Ressourcen optimal eingesetzt werden.

Gemeinderat Walter Matti
Vorsteher Tiefbau