Direkt zum Inhalt springen

Accesskeys

Informationen

Zentrumsentwicklung: Eine zweckmässige Verkehrslösung für Küsnacht

Patrick Ruggli,
Ernst Basler + Partner AG*

Das neue Küsnachter Zentrum soll attraktiver und für Fussgänger und Velofahrer sicherer werden, ohne dass Nachteile für
Autofahrer entstehen. In Workshops haben Küsnachterinnen und Küsnachter ihre Vorstellung für eine neue Verkehrssituation erarbeitet: sie favorisieren den Bau eines Tunnels zur Entlastung des Zentrums oder eine Umgestaltung der Oberwachtstrasse. Der Gemeinderat hat deshalb diese beiden Verkehrslösungen auf Vor- und Nachteile prüfen lassen. Ende Januar 2012 wurden die Ergebnisse der Studie der Bevölkerung präsentiert. Patrick Ruggli, Projektleiter für die Vertiefungsstudie Verkehr, erklärt im Interview, wie Ernst Basler + Partner vorging und warum die Studie eine umgestaltete Oberwachtstrasse empfiehlt.

Was war der Auftrag an Ihr Unternehmen?

Die Gemeinde beauftragte Ernst Basler + Partner die beiden Varianten „Tunnellösung“ und „Neugestaltung Oberwachtstrasse“ auszuarbeiten, einander gegenüberzustellen und eine Empfehlung für eine der beiden Verkehrslösungen abzugeben. Dabei beurteilten wir die Attraktivität und Zuverlässigkeit für den Öffentlichen Verkehr sowie die Attraktivität für Fussgänger und Velofahrer. Weiter fragten wir uns, welche Auswirkungen die beiden Verkehrsvarianten auf die Anwohner und das Ortsbild haben. Küsnacht bekennt sich als Energiestadt zur ökologischen Nachhaltigkeit. In der Beurteilung wurden deshalb auch der Energiebedarf der neuen Infrastruktur und die Folgen für das Grund- und Oberflächenwasser berücksichtigt.

Sind die Bedürfnisse der Bevölkerung in die Studie eingeflossen?

Ja, die Bedürfnisse der Bevölkerung flossen in die Bewertung mit ein. Das Zielsystem und die Gewichtung der einzelnen Kriterien wurden in der Begleitgruppe sowie der Steuerungsgruppe diskutiert. Die Gruppen bestehen neben Kantons- und Gemeindevertretern auch aus Vertretern der Bevölkerung.

Sind Sie mit den Ergebnissen der Studie zufrieden?

Ja, das bin ich unter den vorgegebenen Randbedingungen. Wir konnten am Ende der Studie eine eindeutige Empfehlung für die Verkehrslösung „Neugestaltung Oberwachtstrasse“ abgeben. Mit gezielten gestalterischen Massnahmen kann das Verhalten der Verkehrsteilnehmer so verändert werden, dass sich die Verkehrssituation für alle verbessert. Auch zeigten die Ergebnisse, dass die Tunnelvariante nicht unbedingt nachhaltig ist. So ist die Umweltbelastung für den Bau-, den Betrieb und den Unterhalt eines Tunnels nicht zu unterschätzen. Zudem ist die Gemeinde auch der finanziellen Nachhaltigkeit verpflichtet. Oft wird vergessen, dass nicht nur der Tunnelbau zu enormen finanziellen Ausgaben führt, sondern der Betrieb- und die Instandhaltung das Budget über lange Zeit belasten. Hinsichtlich der ortsbaulichen Massnahmen ist vor allem das Tunnelportal an der Eigenstrasse eine Herausforderung. Die Verkehrsdichte von 12'000 Fahrzeugen ist in Küsnacht im Vergleich mit anderen Orten nicht besonders hoch, was den Bau eines Umfahrungstunnels nur beschränkt legitimiert. Der Kanton hat im Sinne der Volkswirtschaft das Interesse, dass dort investiert wird, wo die grössten Probleme bestehen. Dabei soll mit angemessenem Aufwand eine Verbesserung erzielt werden können

Verschiedentlich wurde Ihre Kostenschätzung für die Tunnellösung als zu hoch kritisiert. Weshalb kostet ein solcher Tunnel rund 43 Millionen Franken?

Der eigentliche Tunnel kostet rund 39 Millionen Franken. Teuer ist die Aufweitung der SBB-Unterführung. Diese darf den Zugsbetrieb unter keinen Umständen tangieren. Zusätzlich fallen bei der Tunnelvariante auch Aufwendungen für den Anschluss der Tiefgarage und für die Umgestaltung der Oberwachtstrasse an. Diese Strasse ist heute als Durchfahrtsachse konzipiert und müsste redimensioniert werden. Die Kostenschätzung mit einer Genauigkeit von +/- 20% ist realistisch. Meine Erfahrung ist, dass bei solchen Bauten die Kosten anfänglich eher zu tief geschätzt werden und dann im Verlauf der Projektierung ansteigen. Die Projektrisiken dürfen nicht unterschätzt werden und langwierige Enteignungsverfahren können zu erheblichen Mehrkosten führen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Neugestaltung des Areals Bahnhof/ Zürichstrasse und dem Teilprojekt Verkehrsplanung genau?

Die Tiefgarage, die im Rahmen der Neugestaltung des Areals Bahnhof/Zürichstrasse geplant ist, soll direkt an die künftige Hauptverkehrsachse angeschlossen werden. So wird das Areal Parkplatz Zürichstrasse optimal unterirdisch erschlossen und eine attraktive Gestaltung ermöglicht. Zudem soll mit der Zentrumsentwicklung der gesamte Küsnachter Dorfkern aufgewertet werden, dazu gehört auch, dass die momentane Verkehrssituation kritisch geprüft und nach einer besseren Lösung gesucht wird.

* Patrick Ruggli ist Dipl. Ingenieur ETH und Leiter der Vertiefungsstudie zur Prüfung der Verkehrsvarianten „Tunnellösung“ und „Neugestaltung Oberwachtstrasse“. Bei Ernst Basler + Partner leitet er den Geschäftsbereich Verkehr. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung und Partner.

Zur Zentrumsplanung in Küsnacht

2009 startete die Gemeinde Küsnacht ein Mitwirkungsverfahren, mit dem die Bevölkerung in die Planung des zukünftigen Dorfkerns eingebunden wurde. Von September 2009 bis Juli 2010 erarbeiteten zwischen 70 und 100 engagierte Küsnachterinnen und Küsnachter an sechs Workshops ihre Empfehlungen für die Entwicklung des Areals Parkplatz Zürichstrasse. Diese Empfehlungen bilden nun die Grundlage für den Projektwettbewerb. Die Gemeinde strebt weiterhin die maximale Mitwirkung und Beteiligung der Bevölkerung an. Das Verfahren wird zudem eng von Fachleuten und einer breit abgestützten Steuerungsgruppe begleitet.