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Buch des Monats – die Bibliothek Küsnacht empfiehlt

 

Neujahr

Allen, die für die Weihnachtsferien auf der Suche nach einer packenden Lektüre sind, empfehlen wir den Familienroman ‚Neujahr’ von Juli Zeh.

Henning verbringt die Weihnachtsferien mit seiner Frau Theresa und den beiden Kleinkindern Jonas und Bibbi auf der Kanareninsel Lanzarote. Während einer Fahrradtour am Neujahrsmorgen auf den Atalaya Vulkan sinniert der Familienvater über sein Leben, das eigentlich mit der wunderbaren Familie und seinem Job im Verlag glücklich sein sollte. Doch Henning wird immer wieder von Panikattacken heimgesucht, die sein Herz rasen lassen und ihm die Luft zuschnüren, begleitet von plötzlichen Schweissausbrüchen. Auf seiner kurvigen Fahrradtour bei brütender Hitze, ohne Wasser und Proviant, ist die Fahrt zum Gipfel nicht nur ein körperlich anstrengender Kampf, sondern schlägt auch auf Hennings Psyche und Sinne durch. Der dehydrierte Vater gerät in einen Geisteszustand, in dem die Realität ihre Konturen zu verlieren scheint. Auf dem Gipfel im Bergdorf Femés angekommen wird ihm bewusst, dass dies nicht sein erster Besuch an diesem Ort ist. Henning wird in seine Kindheit zurück katapultiert und seine Reise in die Vergangenheit wird zu einem beinahe nicht aufhörenden Albtraum. Die Erzählung entwickelt eine ungemeine Sogkraft. Der Leser wird in Hennings Gedankenstrudel hineingerissen und durchlebt mit ihm sein Trauma, das für alles verantwortlich zu sein scheint.

Neujahr ist ein anrührender, mitreissender Familienroman oder gar Familienthriller, vor allem, weil es der Autorin gelingt, sich in den erwachsenen ebenso wie in den kindlichen Protagonisten hineinzuversetzen und die inneren Vorgänge schonungslos zu beleuchten.

Die 1974 geborene Autorin Juli Zeh ist eine deutsche Juristin und Schriftstellerin, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde und auch aufgrund ihres gesellschaftlich-politischen Engagements bekannt ist.

Juli Zeh: ‚Neujahr’, Roman, Luchterhand, München, 2018.