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Informationen

Jahresbericht der Pilzkontrollstelle Küsnacht 2017

Pilze aus einem Rasen
Am 9. November 2017 erhielt H.-P. Neukom via Tox Info Suisse einen Telefonanruf eines besorgten Vaters aus Meilen. Heute Morgen habe seine 2-jährige Tochter beim Spielen in der Kinderkrippe in Meilen einen kleinen braunen Pilz (oder Teile davon) aus dem Rasen geschluckt. Beobachtet habe dies eine Leiterin der Krippe. Bereits habe seine Tochter auf Verordnung von Tox Info Suisse Kohlesuspension eingenommen. Der Vater schickte mir daraufhin Fotos via Handy von dem Pilz, den die Tochter angeblich noch in den Händen gehalten habe. Da nicht 100 prozentig ausgeschlossen werden konnte, ob es sich nicht doch um einen gefährlichen Giftpilz handeln könnte, übergab mir der Vater das Corpus delicti und weitere Pilze aus dem Rasen. Dabei handelte es sich bereits makroskopisch eindeutig um einen ungeniessbaren Faserling (Psathyrella). Ein Giftpilz konnte somit sicher ausgeschlossen werden. Es konnte Entwarnung gegeben und der Vater beruhigt werden. Das Resultat der Bestimmung wurde am nächsten Tag telefonisch und schriftlich (Meldeformular) Tox Info Suisse mitgeteilt.

Auch am nächsten Tag zeigte das 2-jährige Mädchen keine Vergiftungssymptome, laut Mitteilung des glücklichen Vaters.

Trüffeln: giftig für Hunde?
Eine Hundebesitzern aus Zumikon kontaktiert am 18. Sept. 2017 telefonisch den Pilzkontrolleur H.-P. Neukom mit folgendem Fall: Sie sei heute Morgen mit ihrem abgerichteten Vierbeiner auf Trüffelsuche gegangen. Dabei habe er mehrere kleinere, rotbraune Knollen aufgespürt, die laut der Hündelerin unangenehm nach Schwefel und säuerlich rochen. Eine davon habe ihr Hund gefressen. Sie war nun ziemlich beunruhigt und wollte wissen, ob die Knollen für Hunde giftig seien. Es konnte Entwarnung gegeben werden. Denn unter den echten Trüffeln (Gattung Tuber) gibt es für Tiere wohl kaum giftige Arten. Nach der Beschreibung dürfte es sich dabei um die Rotbraune Trüffel (Tuber rufum) gehandelt haben. Diese ist wegen ihres unangenehmen Geruches und Geschmackes ungeniessbar.

Nach dem Befund atmete die Hundebesitzerin am Telefon hörbar auf…

Überstunden für Küsnachter Pilzkontrolleure
Die Öffnungszeiten blieben wie in den letzten Jahren gleich und haben sich bewährt. Nach den Sommerferien bis Mitte November war das Kontrolllokal an folgenden Tagen offiziell geöffnet: Dienstag und Donnerstag von 18.30 bis 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 18 bis 19 Uhr. Der Turnus der Kontrollpräsenz wurde von den drei Pilzkontrolleuren vor der Saison selbst festgelegt.

Eine in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich gute Pilzsaison ist zu Ende gegangen. Zeigten sich die bei Sammlern beliebten Frühjahrspilze wie Morcheln, März-Schnecklinge oder Maipilze noch im Rahmen der letzten Jahre, schossen im September und Oktober die Pilze sprichwörtlich aus dem Boden. Für die «Schwemme an Schwämmen» dürfte insbesondere das günstige Klima – genügend Feuchtigkeit und Wärme – verantwortlich gewesen sein, vermuten verschiedene Experten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Tätigkeit der Küsnachter Pilzkontrolleure. «Vor allem an den Wochenenden während der Pilzschwemme sind die Öffnungszeiten jeweils von einer auf zwei Stunden verlängert worden, damit alle Pilzler ihre Ernten kontrollieren lassen konnten. Zusätzlich prüfen die Kontrolleure ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten auf telefonische Vereinbarung hin das Pilzgut von über 40 Sammlerinnen und Sammlern. Dass vermehrt junge Leute das Hobby Pilze entdeckten, war den Pilzexperten in der Kontrollstelle Küsnacht zwar nicht aufgefallen. Beobachten konnten sie aber, dass öfters ganze Familien gemeinsam mit ihren Kindern Pilze sammelten und prüfen liessen. Dabei zeigten die kleinen Pilznasen bereits einiges Interesse. Oft war bei einem schönen Fund eines Steinpilzes von einem stolzen Jungen oder Mädchen zu hören gewesen: «Den habe ich gefunden.»

Viele Pilzvergiftungen schweizweit
Seit vielen Jahren haben nicht mehr so viele Sammlerinnen und Sammler den Dienst der Pilzkontrollstelle in Küsnacht in Anspruch genommen. Dabei stellten die Küsnachter Kontrolleure 278 Pilzscheine aus. Zum grossen Andrang beigetragen haben wohl auch die vermehrten Artikel und Reportagen in Zeitungen, Radio und Fernsehen zu Pilzen, welche erst auf die Pilzschwemme aufmerksam machten. Doch das dieses Jahr grosse Pilzvorkommen hatte nicht nur seine erfreulichen Seiten. Seit über 15 Jahren registrierte Tox Info Suisse nicht mehr so viele Pilzvergiftungen beim Menschen – bis Mitte November waren dies schweizweit 566 Fälle. Das sind 151 Vergiftungsfälle mehr als zum selben Zeitpunkt im letzten Jahr. Allerdings ist den Küsnachter Pilzkontrolleuren aus den Regionen am rechten Zürichseeufer kein gravierender Vergiftungsfall mit Pilzen bekannt.

Doch auch essbare Pilze, wie die in dieser Saison gehäuft gewachsenen Körnchen-Röhrlinge (Suillus granulatus) und Ringlosen Butterpilze (Suillus collinitus), können selbst nach korrekter Zubereitung bei empfindlichen Personen zu Symptomen wie Bauchkrämpfen und beschleunigtem Stuhlgang führen. Bei der Pilzkontrolle machten die Fachexperten die Sammler jeweils aufmerksam auf solche Eigenschaften gewisser Arten.

5 Kilo Giftpilze aussortiert
In der weit überdurchschnittlich guten Saison wurden im Pilzkontrolllokal Küsnacht mit den angeschlossenen Gemeinden Erlenbach, Herrliberg, Zollikon und Zumikon 278 Kontrollscheine ausgestellt. Insgesamt prüften die drei Küsnachter Pilzkontrolleure 271,0 Kilo Pilze. Davon waren 227,2 Kilo essbar, 38,7 Kilo ungeniessbar und 5,1 Kilo giftig. Bei den Giftpilzen handelte es sich um Wurzende Bitter-Röhrlinge, Tiger-Ritterlinge, Fliegenpilze, Grünblättrige Schwefelköpfe, Kahle Kremplinge, Spitzschuppige Stachel-Schirmlinge, Weisse Trichterlinge und verschiedene Risspilze. Tödlich giftige Pilze wurden diese Saison keine im vorgelegten Sammelgut gefunden.

Aufgefallen ist den Pilzkontrolleuren das grosse Vorkommen an prächtigen Fliegenpilzen, auch in den Wäldern am Pfannenstiel. Eine Sammlerin hatte dies treffend zum Ausdruck gebracht: «Die vielen leuchtend roten Pilze mit den weissen Tupfen auf dem Hut verzaubern den Wald in eine Märchenwelt.»

Aber auch Speisepilze wie Mönchsköpfe, Nebelgraue Trichterlinge, Reizker, Rehpilze und nicht zuletzt Steinpilze und andere essbare Röhrlinge kamen in grossen Mengen auch in den Regionen am Zürichsee vor. Und seltene Arten, etwa der Ziegenfuss-Porling, der Blauende Königs-Röhrling oder der Parasitische Scheidling (auf dem Nebelgrauen Trichterling), konnten häufiger als üblich beobachtet werden. Nach dem Ende Oktober das Pilzwachstum erheblich nachgelassen hatte, ging naturgemäss die Sammeltätigkeit schnell zurück. Am 14. November wurde die Kontrolltätigkeit offiziell beendet. Doch am 20. November brachte eine Sammlerin nach telefonischer Vereinbarung noch essbare Gemeine Samtfussrüblinge (Flammulina velutipes) zur Prüfung, bei denen sie sich nicht sicher war.

11. Dezember 2017
Die Abteilung Sicherheit
Pilzkontrollstelle