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"Die Stimmung auf dem Platz wird primär durch Nutzer und Passanten geprägt"

Im Juni haben sich die Stimmberechtigten gegen eine Tunnellösung und für eine Umgestaltung der Oberwachtstrasse ausgesprochen. Die Wahl des Projekts "Schulze und Schultze" der Architektengemeinschaft Raumbureau – urbaNplus zum Siegerprojekt für die weitere Entwicklung des Areals Parkplatz Zürichstrasse ist inzwischen rechtskräftig. Die Bevölkerung sowie die verschiedenen Nutzer erhielten die Gelegenheit, das Siegerprojekt zu kommentieren.

Gestützt auf die erhaltenen Rückmeldungen wird die Architektengemeinschaft Raumbureau – urbaNplus das Siegerprojekt vertiefen. Die Ernst Basler + Partner AG wird die Verkehrslösung, insbesondere die direkte Anbindung der Tiefgarage an die Unterführung Oberwachtstrasse, überprüfen sowie das Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Oberwachtstrasse verfeinern. Voraussichtlich im November 2012 wird ein erster Zwischenbericht vorliegen. Die Architekten Stefan Kurath, Rolf Jenni und Tom Weiss erläutern im Interview, wie sie bei der Projektüberarbeitung vorgehen und welches in dieser Phase die grössten Herausforderungen sind.

  1. Was hat sie bei den Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von den möglichen künftigen Nutzern zu Ihrem Wettbewerbsprojekt am meisten überrascht?

    "Grundsätzlich waren die Rückmeldungen sehr positiv. Wir spüren, dass die Gemeinde und die Bewohner von Küsnacht hier etwas gemeinsam schaffen wollen und auch gemeinsam am selben Strick ziehen. Wir merken auch, dass sich die Bevölkerung im Rahmen der Mitwirkung sehr intensiv mit den Inhalten der Bauaufgabe befasst hat. Entsprechend sind die Rückmeldungen sehr differenziert und konkret. Dies erleichtert es uns, die Anliegen aufzunehmen und einzuarbeiten."

  2. Welche Arbeiten stehen nun für Sie an und wie gehen Sie vor?

    "Wir haben von der Gemeinde, zukünftigen Nutzern und den Teilnehmern der Mitwirkungsverfahren vielfältige Rückmeldungen erhalten. Diese gilt es nun in einer Überarbeitung des Wettbewerbprojekts zu prüfen und zu integrieren. Bis ca. Ende Jahr soll so im Dialog mit der Gemeinde und den weiteren involvierten Akteuren ein Richtprojekt als Grundlage für den Gestaltungsplan erarbeitet werden. Ziel der derzeitigen Phase ist die Erarbeitung eines robusten Projekts, das einerseits die wichtigen Eckpunkte definiert, und andererseits genügend Spielraum für Präzisierungen und Verbesserungen in der zukünftigen Weiterbearbeitung lässt.

  3. Welches sind Ihre grössten Herausforderungen? 

    "Die in der Überarbeitung zu prüfenden Themen und Anliegen sind zahlreich und teils gegensätzlich. Eine der Herausforderungen ist wohl, für alle Seiten das Optimum herauszuholen, ohne dabei die grundlegenden Qualitäten, welche dem Projekt attestiert werden, zu schmälern."
  4. An der öffentlichen Veranstaltung im Juni gab es von einzelnen Nachbarn Kritik an Ihrem Projekt. Was können diese von der Projektüberarbeitung erwarten?

    "Es ist verständlich, dass die Nachbarn genau beobachten, was auf dem Nachbargrundstück geschieht und entsprechend einbezogen werden wollen. Im Vorfeld war dies insbesondere über das Mitwirkungsverfahren möglich. Kürzlich hat die Gemeinde die Nachbarn ins Gemeindehaus eingeladen. Dort haben sie die Möglichkeit erhalten, ihre Anliegen und Befürchtungen den Gemeindevertretern und uns noch einmal darzulegen. Wir sind jetzt dabei die Anliegen zu prüfen und im Rahmen des Möglichen einfliessen zu lassen. Ein grundsätzliches Ziel der Überarbeitung ist es, das Projekt so zu entwickeln, dass es – obwohl innerhalb des Gestaltungsplanes potentiell grössere baurechtliche Freiheiten möglich wären – die Vorschriften und Grenzabstände der Regelbauweise einhält."

  5. Bei der Jurierung und auch bei der Kommentierung durch die Bevölkerung wurde teilweise von einer eher kühlen Architektur gesprochen. Sie setzen stark auf die modernen Bauelemente wie Beton und Glas. Gibt es in Küsnacht nicht schon genug Bauten im ähnlichen Stil?

    "Ein Konsens aus dem Mitwirkungsverfahren war der Wunsch nach einer leichten, transparenten und modernen Architektur mit zeitgemässer Ausstrahlung. Wir als Architekten können diesen Anspruch an ein Projekt an dieser zentralen Lage gleich neben dem Bahnhof nachvollziehen und halten ihn für schlüssig. Wir haben mit dem Wettbewerbsprojekt erste Vorschläge zu Materialisierung und Erscheinung gemacht, die Farbigkeit oder Oberflächenbeschaffenheit war aber in dieser frühen Phase noch nicht das zentrale Thema. Die Architektur ist bewusst relativ zurückhaltend und unaufgeregt, sie wird im Laufe der kommenden Planung auf die Anliegen der Gemeinde und der verschiedenen Nutzer reagieren können und verfeinert werden. Zwischen den beiden Gebäuden auf dem neuen Platz werden hochstämmige Bäume gepflanzt werden, welche ausgewachsen die Bauten an Höhe und Volumen überragen werden. Die Architektur wird so eher zum Hintergrund. Das Leben und die Stimmung auf dem Platz und in den Bauten wird primär durch die Menschen, Nutzer und Passanten geprägt werden. Wir sind überzeugt, dass das Projekt dazu gute Rahmenbedingungen schafft."

  6. Die Verbesserung der Verbindung zwischen dem Areal Parkplatz Zürichstrasse und dem Bahnhofgebäude sowie die Zugänge zum Perron sind wichtige Anliegen. Wie ist die SBB in die weitere Bearbeitung eingebunden?

    "Die SBB hat das Wettbewerbsprojekt Schulze und Schultze geprüft und in einer ersten Rückmeldung positiv und offen auf die Anliegen aus dem Mitwirkungsverfahren und deren räumliche Umsetzung reagiert: Aufwertung Unterführung, neue Velo-und Fussgängerrampen, Liftanlagen etc. Die Projektgruppe der Gemeinde ist im Kontakt mit der SBB, in den kommenden Wochen ist ein erstes Meeting mit der SBB geplant, um das weitere Vorgehen und Schnittstellen zu definieren."