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Dorfpost-Artikel von Gemeinderat Martin Bachmann: “Wohnen im Alter in Küsnacht“

Ambulante und stationäre Angebote haben sich sinnvoll zu ergänzen.

Die Entwicklung des Wohnens im Alter
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Anzahl pflegebedürftiger Menschen bis 2030 weiter zunehmen. Heute treten ältere und pflegebedürftige Menschen infolge der besseren ambulanten Versorgung immer später in Alters- und Pflegezentren ein. In Küsnacht beträgt das durchschnittliche Eintrittsalter in unsere Alterszentren Wangensbach und Tägerhalde, 90 Jahre. Bei einem  Eintritt in diesem hohen Alter, sind die Leute jedoch auch entsprechend pflegebedürftiger. Die Verweildauer in unseren stationären Einrichtungen wird dadurch kürzer und die Ein-/Austritte innerhalb eines Jahres nehmen deutlich zu. Dies bedeutet auch erhebliche Mehrarbeit für unser engagiertes Personal.

Die heutige Generation der älteren Menschen möchte ihr selbstbestimmtes Leben trotz Pflegebedürftigkeit möglichst lange weiterführen können. Die Spitex Küsnacht und selbstverständlich auch private Spitex-Anbieter leisten hierzu eine kompetente Pflege und Betreuung. Rund 400 Küsnachterinnen und Küsnachter beanspruchen die Unterstützung durch die Spitex. Anzumerken ist hier, dass nebst der Spitex auch Familienangehörige und Nachbarn einen grossen Einsatz leisten. Pflegebedürftige Menschen suchen nur noch dann Alterszentren auf, wenn die ambulanten Möglichkeiten völlig ausgeschöpft sind. Ein breites Angebot von verschiedenen Wohn- und Pflegeformen steht heute zur Verfügung. Alterszentren, wie zum Beispiel die Tägerhalde, bieten alles an, was hochbetagte Menschen an Pflege und Unterstützung benötigen. Betreute Wohnformen, wie dies zum Beispiel die Genossenschaft Alterswohnungen Küsnacht auf einem niederschwelligen Niveau anbietet, tragen dazu bei, dass selbstbestimmtes Wohnen bis ins hohe Alter möglich ist. Selbstverständlich bieten die Küsnachter Baugenossenschaften und der private Markt, einen breiten Mix von hindernisfreien und somit altersgerechten Wohnungen an. 

Wohnen im Alter in Küsnacht
Im Mai 2015 beauftragte der Gemeinderat Frau Dr. Ruth Köppel, Betriebswirtschafterin und Fachfrau für Altersfragen, eine Untersuchung über die Entwicklung des Alterswohnen in Küsnacht anzustellen. Die Zielsetzung bestand darin, zu klären, was nach dem Bau der Tägerhalde für Küsnacht an Wohnraum noch notwendig ist. Das «Alterskonzept 2014» der Gemeinde Küsnacht geht davon aus, dass in unserem Dorf jeder Mensch seinen Vorstellungen entsprechend alt werden kann. Das heisst, dass ein breites Spektrum an Lebens- und Wohnformen akzeptiert und realisiert werde.

Die Studie ergab im Grundsatz, dass bereits verschiedene Anbieter über Alterswohnungen beziehungsweise altersgerechte Wohnungen verfügen. Die Genossenschaft Alterswohnungen Küsnacht weist einen Bestand von 65 preisgünstigen Kleinwohnungen auf. Gemäss Studie Köppel fehlen insbesondere im günstigen und mittleren Preissegment aber noch zwischen 15 bis 30 Wohnungen. Genossenschaftliche Angebote unterliegen einer oberen Grenze von Einkommen und Vermögen und kommen aus diesem Grunde für einen Teil der mittelständischen Bevölkerung nicht in Frage. Der eigentliche Mangel besteht schwergewichtig im Bereich des «mittleren» Mittelstandes, welcher für eine 2 ½ Zimmer-Alterswohnung nicht über 2000 Franken Monatsmiete bezahlen kann.  Für dieses Mietersegment bestehen an verschiedenen Standorten innerhalb unseres Gemeindegebietes Realisationsmöglichkeiten. Auch im geplanten neuen Zentrumsprojekt beim Bahnhof sind neun altersgerechte Wohnungen vorgesehen.  

In den Alters- und Gesundheitszentren Wangensbach (5 Wohnungen) und Tägerhalde (11 Wohnungen) wird «Wohnen mit Service» angeboten. Bei diesen Wohnungen bezahlt man eine Monatsmiete, welche sich zwischen Fr. 2500 bis Fr. 4000 bewegt (2 ½ und 3 ½ Zimmer-Wohnungen). Hier haben die Bewohner die Möglichkeit, zusätzlich die Angebote von Essen, Wäsche und Reinigung gegen Bezahlung zu nutzen. Diese Wohnform richtet sich an Menschen, welche unter gewissen Beeinträchtigungen der Alltagsaktivitäten leiden. Aufgrund der Studie Köppel ist diese Wohnform gefragt, weil sie eine hohe Nutzerflexibilität beinhaltet.

Unsere Alterszentren sind zu über 90 Prozent ausgelastet. Festzustellen ist, dass rund ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner dank relativ guter Gesundheit nicht unbedingt in einem stationären Betrieb leben müssten. Diese Personen könnten bestens und preisgünstiger in einer Alterswohnung mit Spitex-Unterstützung und dem Bezug von gewissen Serviceleistungen zurechtkommen. Hier besteht  - wie erwähnt -  eine Lücke in unserem Angebot.

Die Wohnform des «generationenübergreifenden» Wohnens bietet ebenfalls Gesprächsstoff. Es gibt Kreise, welche diese Wohnform loben und Andere, welche Zweifel anmelden. Bewohner müssen auf jeden Fall offen sein für ein Miteinander, welches auf Kinder wie hochbetagte Menschen Rücksicht nimmt. Küsnacht kennt diese Wohnform, insbesondere innerhalb genossenschaftlicher Siedlungen. So zeigt der Mieterspiegel des neusten genossenschaftlichen Projektes im Hüttengraben ein Altersspektrum von der jungen Familie bis zu 90jährigen Mietern.

Meinen Aussagen können Sie, verehrte Leserinnen und Leser entnehmen, dass die Wohnformen im Alter sich weiter wandeln werden. Die eigenen «vier Wände» mit pflegerischer Unterstützung werden weiterhin die bevorzugte Wohnform bleiben. Die Aussage vom «alten Baum», welcher nicht verpflanzt werden will, kennen Sie ja.

Mit diesen Zeilen verabschiede ich mich aus meiner politischen Arbeit. Ich danke Ihnen, für das Vertrauen, welches Sie mir während vielen Jahren entgegen gebracht haben.

8. Dezember 2016
Martin Bachmann, demnächst abtretender Gemeinderat