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Informationen

Zur Situation im Asylwesen

Das Schweizer Asylwesen wird durch eine enge Zusammenarbeit auf den drei Ebenen – Bund, Kantone und Gemeinden – organisiert. Jede Gemeinde ist verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent an Asylsuchenden aufzunehmen. In Küsnacht beträgt der Anteil zurzeit 0.7% der Gesamtbevölkerung, das sind 96 Asylsuchende. Hinzu kommen 40 anerkannte Flüchtlinge, das heisst, deren Gesuch ist abschliessend behandelt und ihre Fluchtgründe sind eindeutig belegt. Diese Menschen werden somit in der Schweiz bleiben.

Den Gemeinden kommen im Asylwesen die folgenden Aufgaben zu:

Zum einen stellen die Gemeinden die nötigen Unterkünfte für Asylsuchende im laufenden Verfahren bereit und organisieren deren Unterbringung und Betreuung. Zum anderen sind die Gemeinden verantwortlich, Wohnraum für anerkannte und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge zu beschaffen und diese Menschen bei uns zu integrieren. Das bedeutet, dass die Kinder in die hiesigen Schulklassen aufgenommen werden, und für erwachsene Flüchtlinge die Integration in den Arbeitsmarkt angestrebt wird.

Dabei ist zu beachten, dass die Flüchtlinge sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Ein Teil verfügt über eine gute bis sehr gute Bildung und Ausbildung. Diese Menschen lernen in der Regel rasch Deutsch und haben anschliessend Aussicht auf eine Stelle im hiesigen Arbeitsmarkt, wenngleich häufig nicht auf dem Niveau ihres Herkunftslandes. Sehr anspruchsvoll gestaltet sich die Integration derjenigen Personen, die über eine tiefe Schulbildung und keine Berufsausbildung verfügen. Diese Menschen müssen grosse Anstrengungen erbringen, um mittelfristig einen eigenen Erwerb und damit die Ablösung aus der Sozialhilfe zu erreichen; und es braucht Arbeitgeber, die bereit sind, diese Menschen in ihrem Unternehmen einzustellen. In diesem Bereich sind insbesondere die handwerklichen Kleinbetriebe zunehmend bereit und engagiert. 

Eine weitere grosse Herausforderung stellt die Wohnungssuche dar. Im letzten Jahr hat die Gemeinde dazu aufgerufen, dass Menschen, die für Flüchtlinge eine Wohnung zur Verfügung stellen können, dies bei der Gemeinde melden mögen. Es trafen nur wenige Meldungen ein. Die Flüchtlinge benötigen sehr günstige und einfach ausgestattete Wohnungen. In diesem Segment ist die Konkurrenz gross. Seit Jahren besteht ein Mangel, welcher sich durch die steigende Zahl der Flüchtlinge wohl weiter verschärfen wird.

Ausserdem hat die Gemeinde dazu aufgerufen, dass Personen, die sich für Asylsuchende und Flüchtlinge freiwillig engagieren möchten, sich bei der Gemeinde melden mögen. Dieser Aufruf hatte grossen Erfolg – mittlerweile haben sich über 80 Personen gemeldet, die sich für die Flüchtlinge in Küsnacht engagieren möchten. Diese Personen kommen auf ganz unterschiedliche Weise zum Einsatz. So werden beispielsweise in der reformierten und in der katholischen Kirche regelmässig offene Cafés organisiert, wo sich Einheimische und Flüchtlinge begegnen und kennenlernen. Oder es wurde von Freiwilligen ein Sportangebot auf die Beine gestellt, welches von den jungen Männern der Zivilschutzanlage sehr gerne genutzt wird. Zudem kommen viele Freiwillige für den Deutschunterricht zum Einsatz oder für die Begleitung von Flüchtlingen im schweizerischen Alltag, in dem Vieles diesen Menschen noch unbekannt ist. Auch bei der oft langwierigen Wohnungssuche werden zunehmend Freiwillige zur Unterstützung eingesetzt.

Es ist spürbar, dass in der Bevölkerung beides vorhanden ist. Einerseits nachvollziehbare Skepsis oder auch Ängste in Bezug auf die Frage, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft durch die steigende Zahl der Migranten verändern wird. Andererseits eine grosse Hilfsbereitschaft von Küsnachterinnen und Küsnachtern, welche den Flüchtlingen engagiert und pragmatisch im Alltag zur Seite stehen und dadurch integrierend und damit letztlich stabilisierend wirken.

Einige Zahlen

Per 30. Juni 2016 erfüllte Küsnacht das Kontingent von Aufzunehmenden zu 99%. Von den 61 Personen im offenen Verfahren, das heisst, noch ohne Entscheid durch das Migrationsamt bezüglich des Bleiberechts, und durch die AOZ betreut, kamen 21 aus Eritrea, 17 aus Afghanistan, 10 aus Syrien und 13 Personen aus 10 unterschiedlichen Staaten.

Die insgesamt ca. 100 Asylsuchenden sind auf das ganze Dorf verteilt untergebracht, mit den Schwerpunkten Kaltenstein und Hohrüti, dann auch in Itschnach, der Schiedhalden und im Zentrum. Die nun schon länger dauernde Unterbringung in der Zivilschutzanlage Kaltenstein ist, um es milde zu sagen, unbefriedigend. Wir versuchen, die Umstände im Kaltenstein zu optimieren, und wir bemühen uns intensiv, andere Wohnmöglichkeiten zu finden.

Ein Asylsuchender im offenen Verfahren, und das ist der überwiegende Teil der sich in Küsnacht Aufhaltenden, erhält Fr 16 pro Tag, oder Fr 485 pro Monat, für den Lebensbedarf, das heisst, für Essen, Kleider, Telefon, etc.

Sämtliche Kosten für die Asylsuchenden (Unterbringung, medizinische Versorgung, Lebensbedarf) werden für die Dauer des Verfahrens durch den Bund übernommen. Bei Flüchtlingen werden während der Dauer von zehn Jahren die Auslagen der Gemeinde von Bund und Kanton rückerstattet.

16. September 2016
Gemeinderat Dr. Gerhard Fritschi
Vorsteher Gesellschaft